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Geschichte

1963 bis 1983

Die Geschichte von Minicar beginnt zu einer Zeit, als es in München weder S-Bahn noch U-Bahn gab. Als Taxler noch anständig von ihren Kunden lebten und der Begriff „Mietwagen“ eine andere Bedeutung hatte als heute. Tauchen wir also in die bewegte Historie ein.

50 rote Renault R4L flitzten ab dem 12. November 1963 unter dem Namen „Mini-Car“ durch München. Anuschirwan „Anusch“ Samy, ein Deutscher mit Migrationshintergrund, hatte die Marke ins Leben gerufen. Samy, der durch seine persischen Wurzeln als Jugendlicher in der Welt herumgekommen war, sah in München die große Chance, ein florierendes Beförderungsunternehmen zu gründen und zu entwickeln. Voraussetzung dafür war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 8. Juni 1960: Taxen und Mietwagen sind Verkehrsmittel, für die unterschiedliches Recht anwendbar ist.

Mit dem Mietwagen waren keine heute üblichen Selbstfahrer-Modelle gemeint, sondern Autos mit Chauffeur, die man eben mieten konnte. Während Taxen für den Staat von „öffentlichem Interesse“ waren und strengen Gesetzen und Prüfungen unterlagen, durften Mietwagen mit wesentlich weniger Auflagen fahren. Dies machte sich bemerkbar: Die Zahl an Mietwagen stieg steiler an als die der Taxen. Und da Mietwagen-Betreiber nicht der Tarifbindung unterlagen, konnten sie das Taxigewerbe preislich ausstechen.

Dies führte zu gewissen Unstimmigkeiten zwischen der Taxizunft und Mietwagen-Haltern, die lautstark verbal oder sogar handgreiflich ausgetragen wurden. Taxler können nämlich stur sein: Da sie nicht an ihren hohen Preisen rütteln wollten, versuchten sie es zunächst mit Verboten und Reglementierungen. Was nicht gelang. Mini-Car führte nämlich ein simples und transparentes Preismodell ein und löste damit eine Veränderung des Marktes aus: Neben dem Grundpreis von einer Mark waren pro Kilometer 50 Pfennig fällig. Taxen fuhren in Deutschland dieselbe Wegstrecke für 60 bis 80 Pfennig und waren in Städten wie München rund 60% teurer.

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Die Konkurrenz von Anusch Samy bediente sich daher unlauterer Mittel, um dem neuen Mitbewerber den Brei zu verderben: Mietwagen sind nicht als solche gekennzeichnet und dürfen nur telefonisch bestellt werden. Für die Kommunikation zwischen Zentrale und Fahrern nutzte man Sprechfunk. Hier konnten die Chefs der Samy-Konkurrenten „Call-Cars“ und „Autoruf Genossenschaft“ vortrefflich ansetzen. Sie funkten dem Deutsch-Perser im wahrsten Sinne des Wortes ins Geschäft, indem sie seine Frequenz störten, falsche Nachrichten verbreiteten oder sich über Mini-Car Fahrer lustig machten. Auch wurden Mini-Cars telefonisch zu nicht existierenden Kunden in Außenbezirke bestellt oder Telefonhörer nach der Bestellung nicht eingehängt, wodurch die Mini-Car Leitung blockiert wurde. Samy konnte sich kurzzeitig nur behelfen, indem er alle Fahrer in die Zentrale beorderte, manuell die Aufträge ausgab und den Funk abstellte.

Letztendlich normalisierte sich das Verhältnis zwischen Taxigewerbe und Mini-Car aber nach kurzer Zeit: Es waren schlichtweg zu wenig Mini-Cars vorhanden, um den Taxlern ernsthafte Konkurrenz machen zu können. Außerdem hatte Samy eine andere Zielgruppe im Auge: Er setzte auf Straßenbahn- und Buskunden, die sich für ihre Arbeitsstrecke zusammen ein Mini-Car teilten, auf mittlere Führungskräfte und mittelständische Hausfrauen. Alles Personen, die ihre Wege vorher planen oder regelmäßige Fahrten haben. Taxis dagegen standen mehr auf Zuruf zur Verfügung oder wurden spontan gebucht.

Die Mini-Car Historie endet aber längst nicht damit. In den Sechziger- und Siebziger-Jahren kamen immer mehr Mietwagen-Unternehmen auf den florierenden Münchner Markt. Mini-Car hatte mit mehr Wettbewerbern zu kämpfen und schloss sich daher mit ehemaligen Konkurrenten zu einem Unternehmensverbund zusammen. Zur Marke Mini-Car kamen nun Call-Car und City-Car hinzu. Unter dem gemeinsamen Dach fuhr man Ende der 70er-Jahre mehr schlecht als recht, sodass der nächste große Schritt bevorstand: Die Übernahme durch ein Münchner Familienunternehmen.

1983

Familie Progl war über die Spedition des Großvaters Anton Riemhofer schon geraume Zeit erfolgreich im Transportgeschäft unterwegs. Die Übernahme der drei Marken Mini-Car, Call-Car und City-Car war eine strategische Diversifikation: Damit wurde das Speditionsgeschäft durch ein zweites Standbein erweitert. Das Mini-Car Trio residierte zum Zeitpunkt der Übernahme in einem ziemlich maroden Laden in der Münchner Schillerstraße 5. Morgendliches und abendliches Verkehrschaos sowie die mangelhafte technische Ausstattung der Räumlichkeiten führten dazu, dass bereits im Dezember 1984 der Umzug in ein neu ausgewiesenes Gewerbegebiet im Münchner Moosfeld stattfand. Dort war auch die Spedition der Familie Progl angesiedelt, sodass man in dasselbe Gebäude ziehen konnte.

Ein derartiger Umzug ist heute kein Thema mehr. Damals war er einer, denn das Problem hieß Deutsche Bundespost. Die verkrusteten Strukturen der Beamten-Behörde ließen es durch starke Reglementierung und viele Vorschriften eigentlich nicht zu, den Umzug einer komplexen Telefonanlage von einem Stadtviertel ins andere auf den Punkt genau zu meistern. Dennoch klappte es, die Verbindung stand und kein Kunde musste auch nur eine Minute warten.

1985

Zwei Jahre nach der Übernahme und dem Umzug konsolidierte Familie Progl ihr neues Unternehmen, verbesserte stetig Qualität und Service und straffte die Struktur. Während Mini-Car & Co. im Jahr 1983 noch eine stark diversifizierte Firma mit verschiedenen Dienstleistungen wie Kurier, Personenbeförderung, Umzüge und Klaviertransporte war, wurde das Angebotsportfolio nun eingeschränkt und fokussiert. Der Kurierservice wanderte in den Vordergrund, bis 1990 stieg der Anteil dieser Dienstleistung auf 98% an. Gleichzeitig spezialisierte sich der Verbund (nunmehr unter dem einheitlichen Markenauftritt „minicar – callcar – citycar“) auf Direktfahrten von A nach B. Andere Unternehmen sammelten das Transportgut vor der Auslieferung an, verloren dabei aber wertvolle Zeit. Minicar dagegen punktet mit schnellstmöglicher Abholung und sofortiger Auslieferung.

1990

img geschichte edvDie Einführung von EDV für die Verwaltung war ein weiterer Meilenstein in der Geschichte von minicar. Seitdem finden Buchhaltung und Abrechnung im Rechner statt, man verabschiedete sich von Zettel, Stift und Schreibmaschine. Auch eine moderne ISDN-Anlage wurde installiert, um das Callcenter auf den zeitgemäßen Stand der Technik zu bringen. Nun war man technologisch bei minicar auf der Höhe. Was es noch nicht gab – das Internet steckte damals in den Kinderschuhen –, war eine Unternehmenswebseite.

Was jedoch - wie auch heute noch - gut funktionierte, war die Mundpropaganda. Die Namen minicar, callcar und citycar sind in München ein Begriff, persönliche Empfehlungen der Schlüssel zu Neukunden und Spezialaufträgen. Auch die Belegschaft von minicar ist dem Unternehmen bemerkenswert treu: Annoncen für Fahrer waren lange Zeit überflüssig, die Fluktuation beträgt unter 5% im Jahr.

2010

img geschichte gebaeudeEin weiterer Schritt in Richtung Effizienz war die Verlagerung der minicar Sendeantenne vom Karstadt-Gebäude am Münchner Hauptbahnhof auf das minicar Gebäude am Moosfeld. Die Sendestation im Hauptquartier war bislang räumlich von der Antenne getrennt und über eine Festnetzleitung der Telekom mit dieser verbunden. Durch den Umbau konnte man sich sowohl die hohe Miete bei Karstadt als auch die zusätzliche Telefonleitung sparen.

Sprechfunk war und ist seit 1963 die Grundlage für den Erfolg von minicar. Auch heute wird er als Backup und zur Qualitätsverbesserung genutzt, da der Disponent alle Fahrer in Echtzeit erreicht. Selbst bei einem Stromausfall funktioniert der Betriebsfunk weiterhin, weil die Sendeanlage batteriegestützt mehrere Tage autark arbeiten kann.

2012

Eine weitere bedeutende technische Errungenschaft in der Geschichte von minicar ist die Einführung einer digitalen Dispositionslösung. Damit wurde der analoge Workflow mit Stift, Zettel, Transportband sowie Stadtplan und Magnetschildern voll digitalisiert. Der innovative Progl’sche Familienbetrieb war seit 1990 auf der Suche nach einer geeigneten Lösung, fand aber erst mit der heutigen Lösung eine leistbare und ausgereifte Software. Innerhalb einer Sekunde wird ein Auftrag auf das Gerät des Fahrers übermittelt. Die GPS-Ortung erlaubt Echtzeit-Informationen über die Position und den Status eines Fahrzeugs und steigert damit die Effizienz enorm.

Für den Kunden hat die Lösung nur Vorteile: Er kann online oder per Telefon erfahren, wo sich sein Transportgut gerade befindet und wie der aktuelle Status ist. Mit der Einführung der digitalen Disposition wurde der Grundstein für gesundes Wachstum und die Erhöhung der Servicequalität von minicar gelegt. Mehrere Disponenten sorgen für die Koordination der mehr als 80 minicar-Fahrzeuge, die täglich in München und anderswo unterwegs sind.